Die Bedeutung von Licht in der Fotografie
Fotografie bedeutet „Malen mit Licht“. Vielleicht ist einigen von euch diese Übersetzung des eigentlich griechischen Wortes bekannt. Aber wir fangen nicht nur das Licht selbst mit einem Film bzw. jetzt mit einem Sensor auf, sondern das Licht selbst setzt ganz wichtige Akzente in unseren Bildern.
Für den Studio- und Porträtfotografen sind die Studiolampen / Blitze ein ganz wesentliches Element, um Stimmungen zu erzeugen bzw. ein Gesicht schön oder spannend auszuleuchten. Für uns Landschaftsfotografen ist die Sonne in der Regel die einzige und wichtigste Lichtquelle.
Dabei spielt diese in mehrerer Hinsicht eine wichtige Rolle:
1. Den Meisten von euch ist bekannt, dass das beste Licht für uns Landschaftsfotografen 1 Stunde um den Sonnenauf- bzw. -untergang herum herrscht. Die Sonne steht tief, das Licht ist weicher und aufgrund der Brechung des Lichts an der Erdkrümmung auch roter.
2. Durch die verminderten Kontraste können z.B. Blätter, Laub und Pflanzen wesentlich besser in ihrer natürlichen Farbe fotografiert werden. Die Lavendelfelder in der Provence zum Beispiel erscheinen schon kurz nach Sonnenaufgang an der Oberseite weiß anstatt lila bzw. bläulich.
3. Durch die tierstehende Sonne entstehen längere Schatten bzw. spannende und positive Kontraste zwischen Licht und Schatten. Diese Schatten können zur Bildwirkung beitragen. Auf das Lavendelbild übertragen bedeutet dies, dass die Reihen der jeweiligen Nachbarreihe Schatten geben und somit die Führungslinien verstärken.
Aber neben diesen Aspekten spielt das Licht auch eine wichtige Rolle, um uns zum Staunen zu bringen, um ein „wow“ zu erzeugen. Denn welche Bilder begeistern uns am meisten? Das Farbenspiel der Sonne nach einem sich auflösenden Unwetter? Dramatische Wolken und vielleicht ein Sonnenstrahl auf eine Bergspitze? Oder das bunte Wolkenmeer bei einem Sonnenaufgang-/-untergang?
Gerade den letzten Aspekt möchte ich anhand von drei Bildern eines Lavendelfeldes demonstrieren. Die Bilder zeigen grundsätzlich das gleiche Feld und fast die gleiche Aufnahmeposition. Doch es gibt einen wesentlichen Unterschied zwischen den ersten beiden und dem letzten Bild - die Wolken.
Betrachten wir das erste Bild: Ein schönes Lavendelfeld bei Sonnenuntergang. Wir haben den typisch blauen Himmel am oberen rand und einen kleinen orangenen Streifen am Horizont. Ja, ein nettes Bild aber so richtig begeistern tut uns dieses nicht, oder?

Das zweite Bild ist kurz vor dem ersten Bild entstanden. Die Sonne fing gerade an, sich am Horizont bzw. an der Gebirgskette zu brechen. Ein idealer Zeitpunkt, um einen Blendendsten zu versuchen. Glücklicherweise hat das gut geklappt. Sieht doch schon wesentlich spannender aus, oder?

Das dritte Bild ist einen Tag später entstanden. Glücklicherweise hatten wir ein paar Wolken zum Abend hin, denn tagsüber war es die ganze Zeit wolkenlos. Der Horizont war zum Glück nicht von Wolken bedeckt, so dass die Sonne die Wolken in ein schönes „buntes“ Licht tauchen konnte. Und voila - schon haben ein viel kräftigeres und spannenderes Bild als noch zu vor. Natürlich ist es Geschmacksache, aber ich meine, dass es sich hierbei um das beste Bild der Reihe handelt.

Merke: Licht gestaltet das Bild. Es beeinflusst die Aussage und die Gestaltung im hohen Ausmaß. Laien sagen gern zu uns Fotografen, dass die Sonne scheint, keine Wolke am Himmel sei und das das doch tolles Fotowetter wäre. Ja sicher, ich werde ungern nass, aber spannend ist das nicht. Versucht immer Wolken zu nutzen, bzw. wenn es ein Unwetter kurz vor Sonnenuntergang gibt, fahrt trotzdem zur Location. Ihr wisst nie, was für ein spannendes Bild ihr erhalten könnt.
In diesem Sinne: immer gutes Licht und viel Spaß bei eurem nächsten Fotoausflug.